Embryologie der Ohren

Am 22. Tag (parallel zum Stadium der „Vorniere A) beginnt die Entwicklung der Ohren. In der Haut (Ektoderm) entsteht gegenüber dem noch nicht verschlossenen unteren Rautenhirn eine Epithelverdickung (Ohrplakode), die sich weiter verdickt, einsenkt, vertieft und sich am 28. Tag als Ohrbläschen nach innen vom Ektoderm löst. Am oberen Pol des Ohrbläschens bildet sich Mitte der 5. Woche eine Aussackung, aus der der Endolymphschlauch (der spätere Ductus endolymphaticus) wächst. Eine nach unten gerichtete Aussackung (Beginn gegen Ende der 5. Woche) wächst sich später zum Gehörorgan (cochlea) aus.
Am Ende der 3. Woche nehmen Zellen der Ohrplakode Kontakt mit dem Rautenhirn auf und beginnen mit der Bildung des cochleo- vestibulären Anteils des späteren facio-vestibulären Ganglion. (Hinrichsen, S. 501 ff.)
Die Entwicklung der Ohrmuschelanlage mit äußerem Gehörgang beginnt am 37. Tag (a.a.O., S. 677). Gegen Ende der 7. Woche ist die primitive Ausformung des Innenohrs
beendet. Im 6. Monat ist die Differenzierung des Gehörorgans abgeschlossen, im 7. Monat sind die Synapsen für das Hören voll ausgebildet.
Mittels evozierter Potentiale (im EEG) lassen sich über den primären Rindenfeldern bei Frühgeborenen (auch mit geringem Geburtsgewicht) Höraktivitäten nachweisen (a.a.O., S. 443).
Die Entstehung der Gehörknöchelchen beginnt Ende der 7. Woche, sie bleiben bis zum 8. Monat im Mesenchym eingebettet, das sich dann auflöst. Das Klientel hört bereits intrauterin über die direkte Wasser-/ Knochenleitung.
Hören im Mutterleib
„Die auditive Wahrnehmung besteht schon im intrauterinen Leben; bereits ab der 26. Schwangerschaftswoche reagiert der Fötus auf Laute, die durch die Bauchwand der Mutter gelangen. Nach der Geburt hört das Neugeborene fast schon so gut wie der Erwachsene. Das Neugeborene ist fähig, Geräusche zu lokalisieren. Es scheint mit der Fähigkeit ausgestattet zu sein, subtile Variationen in der Stimme aufzuspüren und sie in körperliche Ausdrucksformen umzusetzen. Es bevorzugt diejenige menschliche Stimme (besonders die der Mutter), die alle Qualitäten besitzt, um stimulierend und beruhigend zugleich auf das kleine MenschenKlientel einzuwirken. Beruhigend wirken vor allem auch die in allen Kulturkreisen bekannten Wiegenlieder.“ (G. Last u. J. Kneutgen, 1970 „Schlafmusik“, in: L. Montada, Hrsg., „Brennpunkte der Entwicklungspsychologie“, 1979)