expansiv

Zu 3.) Expansives Verhalten

Von expansivem Verhalten kann gesprochen werden, wenn Menschen Verhaltensweisen zeigen, die eine soziale Selbstkontrolle ihres Verhaltens und ihrer emotionalen Beteiligung zunehmend vermissen lassen (z. B. bei Soziopathien und Borderline-Symptomen, einzelne Themen dazu HIER).

    Als Kategorien expansiven Verhaltens können gelten: hysterische Aktionsweise, histrionische Persönlichkeitsstörung, direktive Aversion und Boykott-Sabotage-Syndrom. Ausführlich behandelt in Siebel/Winkler “Noosomatik” Bd. V.

Sie beeinträchtigen andere Mitmachende, indem sie deren Impulse durch dominantes, direktives Verhalten aktiv verhindern. Expansiv gestörtes Verhalten reagiert auf jedes Ding, jeden Gegenstand, Form, Bild, Farbe usw. Es gibt nichts, was nicht zu einem aversiven Beitrag gemacht werden könnte. Dabei ist Grenzenlosigkeit und Reizüberflutung vorherrschend, und nicht selten ein zunehmender Realitätsverlust beim Musizieren. Dieses Verhalten kompensiert eine innere Orientierungslosigkeit und sucht beim Musizieren die Konkretion für real erlebtes “Beziehungschaos“, Ungeborgenheit und Strukturlosigkeit. Diese Menschen flüchten sich in ihre Welt und wollen in dieser am liebsten auch alleine und ungestört sein, um Irritationen zu vermeiden. Die Möglichkeit zur Regeneration beim Musizieren bleibt jedoch aus, da der Transfer in die Wirklichkeit nicht mehr stattfinden kann und es um ein bloßes Abarbeiten von Energien geht, die für gedankliche Auseinandersetzungen oder ein Innehalten nicht mehr zur Verfügung stehen. Das expansive Verhalten wird eingesetzt, um sich unempfindlich für schmerzliche, enttäuschende Erfahrungen zu machen und sich und anderen zu entgehen. Es geht also um einen Überlebensschutz, um nicht zu erstarren vor dem “Unbegreiflichen“ (siehe Furcht).

Hier muss, wenn ein Kind betroffen ist, Elternarbeit stattfinden und das Umfeld des Kindes genau erforscht werden. Die Familienverhältnisse müssen aufgedeckt werden, um in der Beratungsarbeit klar Position beziehen zu können und die Auffälligkeiten des Kindes als Effekt unverstandener Verhaltensweisen in der Familie aufzudecken. Das Kind sollte an den gemeinsamen Gesprächen teilnehmen, Fragen stellen dürfen und Informationen erhalten, die das Empfinden von Fremdheit aufheben helfen. Unter Umständen muss auch eine Fremdunterbringung (ggfs. psychiatrische Abklärung) in Betracht gezogen werden, wenn die Eltern sich nicht in der Lage sehen (wollen), an schädigenden Beziehungsstrukturen etwas zu ändern.

Hier muss, wenn eine Partnerschaft betroffen ist, Beziehungsarbeit stattfinden und das Umfeld des Klientels genau erforscht werden. Die Partnerschafts- (ggf. Familien-) verhältnisse müssen aufgedeckt werden, um in der Beratungsarbeit klar Position beziehen zu können und die Auffälligkeiten des Klientels als Effekt unverstandener Verhaltensweisen in der Partnerschaft bzw. in der Familie aufzudecken. Das Klientel sollte an allen gemeinsamen Gesprächen teilnehmen, Fragen stellen dürfen und Informationen erhalten, die das Empfinden von Fremdheit aufheben helfen.

Es müssen Irritationen beim Musizieren stattfinden, um Routinen und Grenzenlosigkeit zu unterbrechen, es müssen Fragen gestellt werden, die das Klientel zum Innehalten veranlassen, z. B.: “Wie soll ich das jetzt nochmal spielen..., wie meinst du das..., ich fühle mich nicht wohl in dieser Rolle, wie geht es dir denn gerade..., kannst du mir mal zeigen, wie du das gerade gemacht hast..., das verstehe ich jetzt nicht..., das verstehe ich nicht, wie du da jetzt drauf gekommen bist...“ usw.

Erst wenn das Klientel wieder zur Selbstreflexion in der Lage ist, ist auch Musizieren in der Gruppe anzustreben, die dem Klientel den Vergleich eigener Verhaltensweisen mit denen der Mitmachenden ermöglicht und den Mut freisetzt, aus eigenen Routinen auszusteigen und etwas Neues, Unbekanntes auszuprobieren.